HÄSSIG

Biel / Schweiz
https://haessig.bandcamp.com/


Hässig "Adie merci" LP
500 Ex. (März 2017)
Co-Release mit Tanker Records, THC & DIY, Blacout Brigade, Svoboda Records

Proud to be Punk:
Bevor sich die Debütscheibe des Trios aus dem Schweizer Biel durch meine Gehörgänge fräste, habe ich erst einmal in aller Seelenruhe das schmucke Beiheft durchgeblättert, welches der in 180 Gramm schwerem Vinyl gepressten und auf 500 Exemplare limitierten LP nebst zwei Aufklebern beiliegt. Gleich die erste Seite zeigt das Foto eines inszenierten Stilllebens, auf dem neben Nietenkutte, Patronengurt und einigen geleerten Bierkannen auch etliche LP-Cover begutachtet werden können, die bereits die von Hässig in musikalischer Hinsicht eingeschlagene Fahrtrichtung erahnen lassen. Zu sehen sind neben geliebten Deutschpunk-Kamellen wie Schleim Keim oder Slime vor allem Kapellen des Crust- und D-Takt-Sektors, wie z.B. Recharge, Warcollapse, Pisschrist, Cop on Fire oder Totalitär – insgesamt also alles verdammt geiler Scheiß, so dass es für den Musikgeschmack der Jungs schon einmal einen dicken Pluspunkt gibt! Demzufolge liegt es förmlich auf der Hand, dass sich auch Hässig dem guten, alten D-Beat verschrieben haben, der hier in einer Spiellänge von zehn Songs schön straight nach vorn rollt. Auf übertrieben fett produzierte Gitarrensoundwände wird dankenswerter Weise verzichtet; stattdessen geht es angenehm ungeschliffen zur Sache: raue Gitarrenriffs, wummernde Basslinien, reibeisenartige Vocals und natürlich der unbeirrt vorwärtsweisende D-Takt des Drummers. Klar, das Rad wird hier musikalisch nicht neu erfunden, aber das erwarte ich auch von einer D-Beat-Band nicht – ich liebe einfach diesen straight noch vorn gehenden, ungehobelten Sound, so dass ich mich bei einem Gig von Hässig zweifelsohne alle vier Gliedmaßen von mir schmeißend durch den Saal katapultieren würde; demzufolge alles richtig gemacht! Interessant an Hässig ist, dass alle ihre Texte in Schweizerdeutsch – Oder sollte ich lieber Schwizerdütsch“ sagen? – verfasst worden sind. Aber keine Angst: notfalls muss man sich die im Beiheft zu findenden – übrigens auch noch einmal ins Englische übersetzten – Texte einfach einmal laut vorlesen und dann weiß man auch, was die Jungs uns mitteilen wollen: da wäre eine Ode an den geliebten D-Takt, der Aufruf zum Wahlboykott, das Auskotzen über die Zerstörungskraft der Lohnarbeit, Cops, homophobe Arschlöcher oder die Entfremdung und Verblödung dank „sozialer“ Netzwerke. Schönes Ding, geht gut ab!